Freizeit und Feste

Freizeit und Vergnügen der Wikinger – Gelage, Musik, Wettkämpfe, Brettspiele

Auch wenn man sie heute vor allem als Krieger und Seefahrer kennt, bestand das Leben der Wikinger nicht nur aus Kampf und Arbeit. Viele waren Bauern, Handwerker oder Händler, die nach getaner Arbeit Zeit für Geselligkeit, Spiel und Sport fanden.

Am Abend traf man sich häufig in Langhäusern oder Hallen zu Gelagen, bei denen gegessen, getrunken, musiziert und getanzt wurde. Man erzählte Heldenepen, Göttersagen und Geschichten von fernen Fahrten. Die Skalden trugen ihre kunstvollen Verse vor und besangen Ruhm, Liebe, Verrat und Tapferkeit; auch Narren und Spielleute sorgten für Unterhaltung.

Neben Musik und Erzählungen liebten die Wikinger körperliche Wettkämpfe: Ringkämpfe, Fechtübungen, Wettläufe, Bogenschießen sowie das Werfen von Speeren und Äxten. Diese Übungen unterhielten – und hielten zugleich für den Ernstfall in Form.

Während der langen Wintermonate waren Ski- und Schlittenfahren beliebt – als Sport wie als praktische Fortbewegung im Schnee. Man nutzte Kufen aus Holz, Knochen oder Rentiergeweih, um über Eis zu gleiten. Skifunde sind bereits aus dem 8. Jahrhundert bekannt; sogar der Gott Ullr gilt als Schigott.

Als weiteres Vergnügen galten Brett- und Strategiespiele, besonders Hnefatafl – ein Vorläufer des Schachs. Ziel war es, den König aus einer Umzingelung zu befreien. Spielfiguren schnitzte man aus Walrosselfenbein, Knochen oder Holz; prachtvolle Funde stammen u. a. von den Shetland-Inseln und aus Norwegen.

Daneben gab es Würfelspiele, Rätsel und Wettgesänge, bei denen man sich im Dichten maß. Auch Tierkämpfe – besonders mit Pferden oder Hunden – sind in den Sagas erwähnt: aus heutiger Sicht grausam, damals Ausdruck von Mut und Stärke.

Quellen und Funde zeigen: Die Wikinger liebten Feiern, Spiel und Erzählung. In ihrer Freizeit suchten sie Gemeinschaft, Wettbewerb und Geschichtentapfer, gesellig, stolz und lebensnah.

Feste und Feiern – Jahreslauf, Hochzeiten, Opferfeste, Gemeinschaft

Feste gliederten das Jahr und stärkten die Gemeinschaft:

  • Julfest (Mittwinter): Wendepunkt des Lichts; Opfer und Trinksprüche auf gute Jahre, Frieden und Fruchtbarkeit.
  • Blót: Dank- und Bittfeste zu Jahreszeiten oder besonderen Anlässen, geweiht Göttern, Ahnen und Schutzgeistern – mit Weihe und gemeinschaftlichem Mahl.
  • Dísablót / Álfablót: Feste für Ahninnen und Elfen; meist häuslich oder regional organisiert.

Hochzeiten waren zugleich Familienbündnisse. Die Braut führte Schlüssel als Zeichen der Hausherrinnenwürde; der Bräutigam erhielt oft Schwert oder Waffen. Eide, Geschenke, Mahl und Musik rahmten die Feier – nicht selten regelte man dabei auch Verträge und Landfragen.

Auch Thing-Versammlungen waren Feste der Begegnung: Rechtsprechung, Handel, Wettkämpfe, Dichtung. Hausbau, Ernte und Schiffsbau endeten oft in Arbeitsfesten, die Nachbarschaft und Sippe zusammenführten.

Kinder und Spiele – Spielzeug, Nachahmung, kleine Helden

Kinder wuchsen mitten im Betrieb des Hofes auf und lernten durch Nachahmung: kleine Bögen, Holzschwerter, Schilde, Puppen aus Stoff und Wolle; Miniaturschiffe, Holztiere, Kreisel, Würfel und Murmelspiele (aus Knochen) gehörten zum Alltag.

Aufgaben waren altersgemäß: Wasser holen, Herdfeuer hüten, Kräuter sammeln, bei Tieren und in der Werkstatt helfen. Geschichten und Rätsel schärften Verstand und Sprache; Ältere begleiteten Fischfang, Jagd oder Feldarbeit – so wuchsen sie in Pflichten, Fertigkeiten und Werte hinein.

Fazit

Freizeit bedeutete Gemeinschaftspflege: Gelage und Gesang, Wettkampf und Spiel, Feste und Eide banden die Menschen. Kinder lernten spielend, was sie später tragen sollten. So entstand eine Kultur, in der Lebensfreude, Disziplin und Erzählkunst ein festes Band knüpften – vom Feuer im Langhaus bis zu den Festen des Jahres.