Umwelt und Klima
Natur und Jahreszeiten – Klima, Licht und Alltag
Das Leben der Wikinger war vom Rhythmus des Nordens bestimmt. Die Sommer waren hell und kurz, die Winter lang und dunkel. Während in Dänemark die Tage um Mittsommer sehr lang sind, herrscht weiter im Norden Mitternachtssonne; im Winter dagegen Polarnacht. Dieses Spiel von Licht und Dunkel formte Arbeit, Reisen und Feste.
Der Golfstrom mildert die Küsten, doch das Klima bleibt wechselhaft. Die Vegetationszeit ist kurz: Aussaat im Frühling, Heuernte und Kornschnitt im Hoch- und Spätsommer, Schlacht- und Vorratszeit im Herbst. Im Winter ruht das Feld; man füttert das Vieh aus dem Heustock, repariert Geräte, webt Stoffe und pflegt Handwerk im Haus.
Die Landschaft ist vielgestaltig: Fjorde und Schären an der Küste, Moor- und Waldgebiete, Berge und Tundren im Norden. Wo Wald fehlt (Island, Teile der Inselgebiete), nutzt man Torf, Grassoden und Treibholz – unmittelbare Anpassung an das, was die Natur hergibt.
Wetter und Überleben – Sturm, Kälte, Vorräte, Anpassung
Der Norden verlangt Planung. Stürme, Kälteperioden und plötzliche Witterungswechsel konnten Ernten gefährden und Fahrten verzögern. Seefahrten legte man vorzugsweise in die Eis- und sturmärmere Zeit; Herbst und Frühling blieben riskant. Nebel an Schärenküsten, Strömungen in Fjorden und Treibgut auf dem Atlantik wurden zur täglichen Prüfung.
Überleben hieß Vorratshaltung: Trocknen, Räuchern, Pökeln von Fisch und Fleisch; Käse, Butter, Sauermilch für den Winter; Getreidegrützen, Brot, Bier als Energieträger. Salz war unverzichtbar und wurde an der Küste gesiedet oder gehandelt. Rauchabzüge und dichte Wolle hielten Häuser warm, Mehrschichtkleidung schützte draußen.
Auch der Brennstoff bestimmte das Leben: Wo Holz knapp war, nutzte man Torf; an atlantischen Küsten half Treibholz. Auf dem Hof war Arbeitsteilung überlebenswichtig: Wer auf See war, verließ sich auf die Wirtschaftsführung daheim; Nachbarschaftshilfe und Sippennetz federten Rückschläge ab.
Tiere und Mythen – Raben, Wölfe, Bären
Die Tiere des Nordens waren Nahrung, Gefährten und Zeichen. In Mythen und Kunst erhielten sie Stimme und Sinn:
- Raben – Hugin und Munin begleiten Odin. Sie stehen für Gedanke und Erinnerung, für Späherblick und Weisheit. Als Küsten- und Aasvögel sind sie real präsent und symbolisch wissend.
- Wölfe – wild und bedrohlich. Fenrir, der riesige Wolf, verkörpert das Ungezähmte, das am Ende der Zeit Fesseln sprengt. Zugleich reale Rivalen um Vieh – ihr Bild trägt Furcht und Respekt.
- Bären – Kraft und Würde. Der Bär gilt als Prüfstein menschlicher Tapferkeit; an seinem Bild orientiert sich der Berserkr, der „Bärenhemdige“, als Chiffre für Raserei und Stärke.
Diese Tiere kehren auf Runensteinen, Schmuck und Holzschnitzereien wieder. Mythos und Umwelt greifen ineinander: Was die Menschen nähren oder fürchten, erhält Symbolkraft – und was die Gemeinschaft deutet, prägt Kunst und Verhalten.
Fazit
Umwelt und Klima machten die Wikinger zu Planern und Beobachtern. Kurze Sommer und lange Winter verlangten Vorrat, Handwerk und Gemeinschaft; See und Wetter forderten Erfahrung und Mut. Aus der Nähe zur Natur wuchsen Zeichen und Geschichten – Rabe, Wolf und Bär – und ein Weltbild, das die Kräfte des Nordens achtet und einbindet. So wurde das Land nicht nur Kulisse, sondern Lehrmeister ihres Lebens.