Sprache, Kunst und Kultur

Sprache der Wikinger – Altnordisch, Dialekte, Kennings

Die Sprache der Wikinger war das Altnordische (norrœnt mál), eine nordgermanische Sprache, die in Skandinavien und in von Wikingern besiedelten Gebieten gesprochen wurde. Sie war eng mit Altsächsisch und Altenglisch verwandt, unterschied sich jedoch deutlich in Lautbildung und Wortschatz.

Man unterschied mehrere Dialekte – vor allem ein westnordisches (Norwegen, Island, Färöer, Grönland) und ein ostnordisches (Dänemark, Schweden). Trotz regionaler Unterschiede konnten sich die Menschen über große Distanzen hinweg meist gut verständigen.

Geschrieben wurde mit den Runen der Jüngeren Futhark (nur 16 Zeichen). Inschriften fanden sich auf Steinen, Waffen, Schmuck und Gebrauchsgegenständen – häufig kurz: Widmungen, Besitzzeichen, Erinnerungen.

Edda-Dichtungen und Sagas, später in Island aufgezeichnet, bewahren die Poesie dieser Sprache. Altnordisch war bildreich, melodisch, präzise, voller Metaphern und Umschreibungen (Kenningar) – etwa „Wellenross“ für das Schiff oder „Schwanenweg“ für das Meer.

Viele altnordische Wörter leben bis heute fort – etwa im Englischen, Isländischen und Skandinavischen: sky, window, knife, husband, egg u. a.

So war Altnordisch nicht nur Verständigung, sondern Träger einer Welt aus Mythen, Gesängen und Heldenliedern, die Denken und Handeln prägte.

Runen und Schriftzeichen – Jüngeres Futhark, Inschriften, Bedeutungen

Die Schrift der Wikingerzeit war die Jüngere Futhark – ein Runenalphabet mit nur 16 Zeichen, entstanden aus dem älteren, 24-runigen Futhark. Die Reduktion führte dazu, dass einzelne Runen mehrere Laute abdeckten; regionale Varianten und gestochene (punktierte) Runen ergänzten das System später.

Material & Gebrauch. Runen wurden in Stein, Holz, Knochen, Metall geritzt:

  • Runensteine als Gedenk- und Erinnerungszeichen (für Verstorbene, Reisen, Taten), oft mit ornamentalen Bändern.
  • Alltagsinschriften: Besitzmarken, Handelsnotizen, kurze Nachrichten.
  • Weihe- und Schutzformeln: Runen konnten sakral und magisch verstanden werden; ihre Kraft lag im Ritzen, Sprechen, Wissen um die Zeichen.

Runenmeister (Steinmetzen, Schnitzer) entwickelten ausgeprägte Stiltraditionen. Mit der Christianisierung setzte sich allmählich die Lateinschrift durch; Runen blieben mancherorts noch Jahrhunderte in Gebrauch – als Kulturerbe und Identitätszeichen.

Kunst und Ornamentik – Tierstile, Muster, Gravuren

Nordische Kunst verbindet Bewegung, Bandornament und Tiergestalt. Die wikingerzeitlichen Stile folgen einem groben Ablauf, der Motive und Techniken prägt:

  • Oseberg-Stil: frühe, reiche Holzschnitzerei; verflochtene Tiere, lebendige Linien.
  • Borre-Stil: Gripping Beast – Tiere greifen nach den Bändern; dichte Knoten.
  • Jelling-Stil: klarere Tierumrisse, königliche Repräsentation.
  • Mammen-Stil: Blatt- und Tierornament im Hofkunst-Milieu; feine Metallarbeiten.
  • Ringerike-Stil: elegante, langgezogene Bandtiere; Blattwirbel.
  • Urnes-Stil: schlanke, ineinander fließende Tierbänder, hochstilisiert – der späte Höhepunkt.

Diese Stile zieren Schmuck, Waffenbeschläge, Holz, Textilien, Steine. Motive wie Drache, Schlange, Rabe, Eber, Pferd verbinden Schutz, Rang, Mythos – Kunst und Weltbild greifen ineinander.

Musik und Dichtung – Skalden, Lieder, Instrumente

Die Skalden waren Dichter und Träger des Rufs. Ihre Verse – kunstvolle Skaldendichtung mit strengen Metren und Kenningar – besangen Ruhm, Bündnisse, Reisen. Daneben steht die Eddadichtung: älter wirkende, teils anonyme Lieder über Götter und Helden. Vorgetragen wurde auswendig, bei Hof und Fest – Dichtung war Gedächtnis und Macht.

Zur Musik sind die Funde spärlich, aber aussagekräftig: Knochenflöten, kleine Pfeifen, Mundharfen, Signal- und Trinkhörner, Rasseln; Saiteninstrumente wie Leier/Harfe sind für den nordischen Kulturraum belegt und wurden wohl auch im Wikingerumfeld gespielt. Rhythmus, Gesang, Sprechgesang begleiteten Erzählung, Tanz und Ritual – die Musik war funktional und festlich, getragen von Stimme, einfachen Instrumenten und gemeinschaftlicher Aufführung.

Fazit

Sprache, Schrift und Kunst der Wikinger formen ein einheitliches Ausdruckssystem: Runen als Zeichen der Erinnerung, Dichtung als Speicher des Ruhms, Ornamente als sichtbare Mythologie. So entsteht eine klingende, gezeichnete und erzählte Identität – robust im Alltag und doch reich an Bildern, die den Norden bis heute prägen.